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Ein trauriger Haufen:
Keine Entschuldigung nötig - Ab nach Den Haag!

(5/04)

Während wir gebannt dem Schrecken zusehen, der sich vor unseren Augen abspielt wie eine riesige zeitversetzte Sendung, sollte auch ein tiefergehender Schrecken einsetzen. Die ganze Diskussion um die "Enthüllungen" über die Misshandlung von Irakern durch die USA (zählt eigentlich das Bombardieren von Wasseraufbereitungsanlagen als Misshandlung?) hat kranke surreale Züge angenommen. Ich habe das Gefühl, wir sehen, wie "das Alte stürzt", wie Chinua Achebe einmal schrieb. Es gibt wahrlich kein Zentrum mehr, und wir erleben den unkontrollierten Absturz fast jeden Bestandteils unserer Wahrnehmung: der moralische Kompass kreiselt ohne Ziel, der intellektuelle Boden wird schlüpfrig, das Richtige vermischt sich mit dem Falschen, eine Art Verrückter Imperialer Teeparty. Oben ist unten, Tag ist Nacht und Krieg ist Frieden, als wir in das Loch hinabsteigen.

Seien wir offen: das ist alles nichts neues - nur noch mehr Kacke am Dampfen. Vergessen wir nicht, dass unser Kaiser überhaupt keine Kleider hat - die riesige Lüge, die die Bushies dem amerikanischen Volk aufgetischt haben. Damit wir uns nicht falsch verstehen und auf der richtigen Spur bleiben: Dies ist ein illegaler Krieg, und damit fängt alles an. Nicht umsonst hatte sich das Nürnberger Tribunal besondere Gehässigkeit aufgespart für das schwerste Kriegsverbrechen, nämlich einen unprovozierten Krieg zu beginnen: der Nebel des Krieges mag manche Wahrheiten verhüllen, aber das schlimmste Verbrechen ist das, welches "in sich alle Schrecken der anderen Verbrechen einschließt und anhäuft."

Seien wir nicht naiv: Diese Regierung, mehr noch als Kerry (nur ein unbedeutender Kriegsverbrecher, der Gräueltaten zugab, und aufgestellt wurde, nächsten Januar den amtierenden Kriegsverbrecher zu ersetzen), benutzt diese Gelegenheit, um sich von den Gräueltaten reinzuwaschen, die sie begangen hat, indem sie "die Demokratie in den Mittleren Osten brachte".

In Kriegsspielen oder anderen feindlichen Übernahmen im Namen der imperialen Interessen wird das, was als "der Feind" betrachtet wird, immer dämonisiert. Erinnert Euch an den Anfang des amerikanischen Experiments, wo die ‚wilden' Ureinwohner Amerikas abgeschlachtet und von ihrem Land vertrieben wurden, um Platz zu schaffen für "das auserwählte Volk" und sein Utopia.

Um gegen ihre europäischen Peiniger zu rebellieren, zogen die Kolonisten an einen anderen Ort und löschten dort eine ganze Bevölkerung aus. Andere europäische Länder spielen ebenfalls das uralte Spiel der Demütigung zwischen dem Plündern und Morden. Die britische Behandlung der Afrikaner und Inder? Die Buren in Südafrika? Die Amerikaner in Korea und Vietnam?

Natürlich gibt es keine Verteidigung für diese neu aufgedeckten, abscheulichen "Erkenntnisse" - obwohl man sie kaum so bezeichnen kann in Anbetracht der Fakten, die zu dieser Tragödie geführt haben. Diese Regierung hat sich die Macht erschlichen und nutzt nun die Gelegenheit, sich aus der Affäre zu ziehen.

Weil sie zweifellos über Bushs Niedergang in punkto Moral und Beliebtheit Bescheid wissen - obwohl seine Biografie die Vermutung zulässt, dass er gänzlich ohne Moral zur Welt gekommen ist - gibt diese Geschichte die perfekte Gelegenheit, die Spannungen, die sich um sie und den Krieg gebildet haben, abzubauen.

Hier sehen wir Bush auf dem weniger populären Arab TV behaupten, dass diese "Fehlentwicklungen" nichts mit dem zu tun haben, was Amerika ausmacht. Das ist nur ein "Schandfleck" auf der Geschichte des Landes. Natürlich entschuldigt er sich weder für die Bombardierung von Schulen, Moscheen und Krankenhäusern - der ganzen Infrastruktur einer souveränen Nation - noch für die Massenverhaftung Unschuldiger, wobei ihnen auch der gebührende Prozess der Demokratie vorenthalten wird, der angeblich unser Geschenk sein soll. Uns wird erzählt, Demokratie sei eben chaotisch - ach was - besonders für die am allerkürzesten Hebel.

Bush ist gebeten worden, sich zu entschuldigen, als ob er so die Schuld seiner Leute auf sich nehmen, zum Märtyrer werden und sie damit von der Sünde reinwaschen könnte, sich blind zu stellen und diesen üblen Krieg zu unterstützen. Gleichzeitig wird Rumsfeld gebeten, zurückzutreten, um das eisernes Engagement für "Gerechtigkeit" zu untermauern! Nein, sowas! Natürlich ist das mehr ein Medien-Phänomen als Wirklichkeit, aber trotzdem - zurücktreten? Es erstaunt mich immer wieder, wie diejenigen, die ihre schmierigen Finger an den Hebeln der Macht haben und deren Entscheidungen Menschen zu Hunderttausenden töten - wie diese Leute leichter davonkommen können als ein schwarzer Jugendlicher, der ein paar Gramm Dope verkauft..

Ach übrigens, wartet nicht drauf. Nach allem, was wir von dieser Regierung wissen, ist es für sie ein Anathema (für Seinfeld-Gucker: das heißt, sie mögen es nicht), irgendeine Verantwortung für ihr kriminelles Verhalten zu übernehmen. Achtung in den Mainstream-Medien: überhaupt keine Chance, dass Rumsfeld zurücktritt oder von seinen Freunden auch nur darum gebeten wird. Ihre Zeit wird kommen: Mein eigener 8-Ball hat mir verraten, dass "gute Aussichten" bestehen, dass sie alle nacheinander nach ihrer Anklage womöglich in eine der "Internierungseinrichtungen" wandern werden, die sie so sehr mögen.

Die Enthüllungen zeigen einfach nur, wie planlos und unorganisiert die "Road Map" für die Demokratisierung des Iraks war. Hier gibt es keine mit Gold (oder Öl - sucht's Euch aus) gepflasterten Strassen. Feivel Mouskowitz wäre sehr enttäuscht. Der Trick mit dem Fotoskandal erspart ihnen auf wundersame und unerklärliche Weise eine Erklärung, warum sie den Irak überhaupt angegriffen haben - zumindest insofern als diese "Debatte" die politische Bühne Amerikas überhaupt betreten hat. Die Bush-Regierung benutzt ungeschulte junge Männer und Frauen für ihre schmutzige Arbeit, außer man zwingt sie dazu zuzugeben, dass diese Soldaten Reservisten waren, die nur Befehle von oben befolgten. Das ist doch ein alter Hut. Wir haben im Moment sechs bis acht "Schurken", die die Road Map entgleisen ließen. Sie werden im Namen der Auserwählten geopfert werden. Wie kann man eigentlich ein zwanzigjähriges Mädchen für schuldig halten, im Alleingang alles, wofür Amerika steht, "befleckt" zu haben? 

Als Grundschullehrer müssen wir nun die Übungen neu planen, die wir mit den Kindern machen wollten: wir schreiben Briefe der Unterstützung - persönlicher, nicht politischer Unterstützung - an die Soldaten im Irak, die wir kennen. Es hat eine Weile gedauert, mit dieser Aktivität warm zu werden: als glühende Kriegsgegner, und da Julia eine Immigrantin aus Afrika ist, aus einem der Dutzenden Länder, die von den Soldaten des britischen Empire geplündert wurden, hatten wir wenig Sympathie für diejenigen an der vordersten Front der imperialen Eroberung. Wenn wir mit den Schülern über die Schrecken des Krieges sprechen, zeigen wir ihnen eine Seite, die die meisten Amerikaner nie zu sehen bekommen: Zivilisten leiden immer am meisten unter dem Krieg. Julia schwelgt (wenn man es so nennen kann) dann immer in Erinnerungen an den Bürgerkrieg in ihrer Heimat, die Flucht von Ort zu Ort, das Verstecken bei Tag und die Heimkehr bei Nacht. Sie spricht darüber, dass das tägliche Leben völlig auf den Kopf gestellt wird, dass es keine Nahrung mehr gibt, keine Medizin und keine Krankenhäuser, kein sauberes Wasser - die wahren Killer des Krieges. Wir dachten bislang nicht daran, den Abschnitt über Folter, Demütigung und sexuelle Übergriffe dazuzunehmen.

Aber eine von uns ist eine schwarze Frau in den USA, und deshalb setzen sich diese geopolitischen Puzzlestücke notgedrungen anders zusammen. Obwohl wir das Briefe schreiben für dem Moment eventuell zurückstellen werden, müssen wir uns doch gemahnen, dass dies junge Leute sind, ähnlich den Hunden, die man darauf abgerichtet hat, Drogen im Gepäck aufzuspüren. Sie werden trainiert und abgerichtet wie die New Yorker Polizisten, die uns am 15. Februar diesen Jahres wie Vieh in die Pferche getrieben haben, oder wie Gefängniswärter (was manche von ihnen auch sind). Wir sträuben uns zunächst, wenn Charlie Rangell den allgemeinen Wehrdienst vorschlägt, bis wir erkennen, was er sagt, bedeutet, dass der Krieg am nächsten Tag vorbei sein wird, sobald er nämlich die Mehrheit der Bevölkerung betrifft, wenn es ihre Kinder sind, die die Armee wählen, nur um das Gefängnis oder WalMArt zu vermeiden, oder um aufs College zu können. Charles Ogletree hat nach der Entscheidung von Michigan darauf hingewiesen, dass eine Gesellschaft, deren Soldaten alle braun sind und deren Anwälte alle weiß, ungeheure Schwierigkeiten bekommen wird.

Der Schwindel der klassenlosen amerikanischen Gesellschaft erzittert unter dem Gewicht der Wahrheit, seine Fassade zerspringt in der Navy-Werbung, die Teenagern ein Entkommen aus bescheuerten Kleinstädten verspricht wie der, aus der Lynndie England kommt. Die Selbstmordrate unter den Soldaten im Irak ist enorm, warum erwartet man das nicht? Als kranke Produkte eines kranken Systems werden diejenigen, die die Drecksarbeit für das Imperium machen, in überfüllte Gefängnisse gesteckt, in denen sie von einigen ihrer ehemaligen Kollegen beaufsichtigt werden. Gleichzeitig verlieren die Architekten des Terrors vielleicht (oder vielleicht auch nicht) ein paar ihrer Staatspensionen. Wie es im Lied von 2Pac heist "You know it's funny when it rains it pours, they got money for wars but can't feed the poor." (Übersetzung: Schon komisch, es kommt immer gleich knüppeldick,, sie haben Geld für Krieg, aber keins für die Armen) Wir müssen fragen, werden die wahren Männer aufstehen? Ich weiß, wir haben die Schnauze voll…..

© © 2004 Julia Nambalirwa-Lugudde and Daniel Patrick Welch. Nachdruck gestattet mit Nennung des Autors und Link zu danielpwelch.com.
Ubersetzung von Chris Hoffman

Welch und Nambalirwa-Lugudde leben und schreiben in Salem, Massachusetts, USA, wo sie The Greenhouse School leiten. 

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Freunde, dies ist unsere erste veröffentlichte offizielle Zusammenarbeit. Um Bogie zu zitieren, dies ist der Anfang eines wunderbaren... etwas. Frieden, Danny & Julia