Daniel Patrick Welch - click to return to home page


    English versions 
Arabic versions - Saudi Arabia Catalan versions Croatian versions Czech versions Danish versions Nederlandse versies Finnish versions Versions Françaises Galician versions German versions Greek versions Indonesian articles Le versioni Italiane Japanese versions Urdu versions - Pakistan Polish versions Portuguese articles Romanian versions Russian versions Serbian articles Las versiones Españolas Ukrainian versions Turkish versions

 

 

 

Wenn gute Menschen nicht nichts tun

Daniel Patrick Welch

(3/04)

Vielleicht hat Edmund Burke nach all der Zeit doch Unrecht: Die einzige Voraussetzung für den Triumph des Bösen ist nicht, wie der weise Engländer einst schrieb, dass gute Menschen nichts tun. Manchmal gleiten Menschen durch die schiere Kraft ihrer eigenen Feigheit ins Böse ab. Diese Woche geschah in Massachusetts Böses, und es war genauso unnötig wie sinnlos. Wir müssen von vorn herein die Lüge enttarnen, dass die Staatsgesetzgebung "Raum schaffe" für die Zivilehe; oder, noch schlimmer, dass sie versuchen wollten, eine "Begünstigung der Schwulenehe" zu vermeiden. 

Als die Entscheidung des Obersten Richters Goodridge forderte, dass es Paaren gleichen Geschlechts erlaubt sein müsse zu heiraten, hätten die lokalen Gesetzgeber verschiedene Dinge tun können. Sie hätten zum Beispiel vor Freude in die Luft springen können in dem Wissen, dass sie den unvermeidlichen Triumph der Macht der Liebe und des Fortschritts über Ignoranz und Bigotterie miterleben durften - alles ohne auch nur einen Finger krumm zu machen oder wertvolles politisches Kapital zu verschwenden. Kein Heldenmut, kein "Vorantreiben der Schwulenagenda", was zur Hölle das auch immer heißen mag. Nur die langsamen Mühlen der Justiz, die sich ihren unerbittlichen, logischen, unausweichlichen Weg durch die Geschichte mahlen und sich auf die offenkundige Realität einstellen, dass, wenn die Zivilehe eine Staatsangelegenheit ist und kein religiöses Sakrament, dann auch biblische Konzepte von dem, was ein Paar ausmacht, keinen Platz in der Debatte haben.

Statt dessen ging das illustre Gremium her und tat etwas. Und meine Güte, taten die was. Zu Tode erschrocken, dass Massachusetts tatsächlich ein Signal des Fortschritts senden könnte, indem es der erste Staat war, der die gleichgeschlechtliche Ehe anerkannte, entschlossen sie, dass sie lieber für einen anderen ersten Platz bekannt sein wollten. Und unser geliebtes Gemeinwesen enthielt uns einfach ein Recht vor, von dem der Oberste Gerichtshof eben noch gesagt hatte, es wäre durch die Verfassung geschützt - eigentlich genau deshalb, weil ihnen gesagt worden war, es sei geschützt. Um es zu wiederholen: All das Geschwafel über eine "Legalisierung der Schwulenehe" bedeutet, absichtlich, wie ich glaube, den Karren vor das Pferd spannen. Die Gerichte wachen immer mehr auf und erkennen, dass gleichgeschlechtliche Ehen legal sind, dass die Gesetzesstruktur die Scheinheiligkeit nicht überleben kann, dass man weiterhin einer Gruppe den Schutz durch Gesetze, den andere haben, vorenthält.

Und daher versucht die religiöse Rechte zusammen mit ihren feigen Verbündeten in beiden Parteien als Antwort darauf diese Uhr zurückzudrehen, den Geist zurück in die Flasche zu bannen - oder sozusagen in den Aktenschrank. All die Argumente, von "Tradition" ( wo ist Tevye, wenn man ihn am dringendsten braucht?) hin zum "Recht zu wählen" sind doch nur dazu da, die harsche Realität zu verdecken: Schwulenhasser, die Hilfe von etwas erhalten, das ein früherer Gouverneur von Massachusetts einmal als "rückgratlose Wunder" bezeichnete. Ich habe kein einziges Argument gegen gleichgeschlechtliche Ehen gehört, das ich nicht für feige, auf zynische Weise zweckdienlich oder einfach nur bigott hielt. Mit einer Ausnahme: Alexander Cockburn nennt den Aufruhr um die Schwulenehe einen "Schritt zur Seite auf der Straße der Freiheit", indem er einfach argumentiert, da die Institution der Ehe ein bourgeoiser Schwindel sei, helfe es dem menschlichen Fortschritt auch nicht weiter, wenn man noch einen weiteren Teil der Bevölkerung mit ihren Tentakeln fesselt. Obwohl ich Cockburn's Schriften bewundere, kann ich doch als heterosexueller Mann, der sich dafür entschieden hat zu heiraten (und das auch durfte), niemand anderem ernsthaft dieses Recht abstreiten.

In der Tat haben diese beiden Erfahrungen mehr gemein als es scheint. Während sich der Staub über der gruseligen Verfassungskonvent legt, feiern meine Frau und ich unseren siebenten Hochzeitstag mit einiger Ironie und schweren Herzens. Vor einem halben Jahrhundert wäre unsere Ehe auch nicht legal gewesen. Der Oberste Gerichtshof bezog sich in seiner Entscheidung auf diesen historischen Vergleich, indem er sagte, dass es eigentlich nicht logischer sei, das Recht auf Eheschließung in Bezug auf das Geschlechts einzuschränken als es wie früher in Bezug auf die Rasse zu tun. Ich bin überzeugt, dass es immer noch Gegenden gibt, in denen eine Mehrheit unsere Verbindung immer noch als "peinlich" ansieht - aber natürlich gebietet ihnen das Gesetz, es zu schlucken. Und wen interessiert überhaupt, was die Mehrheit denkt? Wenn Minderheitenrechte durch die Stimmen der Mehrheit aufgehoben werden können, dann frisst sich die Demokratie langsam selbst.

Aber genau dieser Aspekt der ganzen Geschichte ist am erschreckendsten, und derjenige, der am wenigsten mit dem Inhalt irgendeiner Gesetzesergänzung zu tun hat. Das Geld und der Einfluss der Kirche haben ganz sicher einen beschämenden Anteil und eine übermäßige Rolle in dieser Scharade gehabt; aber es waren nicht die religiösen Hetzreden der Rechten, die den Unterschied machten. Die Schlussabstimmung in dieser Runde kam mit nur vier Stimmen durch: denen der Führung…Demokraten….Liberalen. Natürlich haben nicht alle ihr Gewissen in andere Hände gegeben. Ted Speliotis, aus einem Nachbarbezirk, machte diese vernünftige Beobachtung: "Zwei Menschen lieben sich. Sie wollen heiraten. Wer zur Hölle bin ich, dass ich ihnen sagen kann, sie können nicht heiraten? Man hat als Staatsvertreter nichts verloren, wenn man diese Entscheidung nicht mittragen kann." Allerdings.

Und trotzdem werden viele Demokraten, unter ihnen auch Liberale, versuchen, dies fälschlicherweise als Sieg darzustellen. Aber es ist überhaupt nichts schön an einer Verlangsamung des Fortschritts durch einen dauerhaftes verfassungsrechtliches Verbot der gleichgeschlechtlichen Ehe. Außer natürlich, man wollte betonen, dass es schön reaktionär.. schön rückgratlos ist. Die Schwulenehe ist nun legal in Massachusetts und ich prophezeie mal, dass sie nie wieder illegal sein wird. Das Verbot muss noch einige Hürden nehmen - von denen nicht die kleinste darin besteht, wieder von derselben Versammlung ratifiziert zu werden nach den Neuwahlen, nach tausenden glücklicher legaler Ehepaare und der langsam dämmernden Erkenntnis, dass erkämpfte Rechte für eine Gruppe nicht die Rechte einer anderen einschränken. Offenbar waren die Verfassungsväter weise genug zu wissen, dass herumschleichenden Politikern zuzutrauen wäre, ihren niederen Instinkten nachzugeben.

All das wird traurigerweise ohne die Hilfe - und weitestgehend gegen die aktive Opposition - der Partei-"Spitze" geschehen. Geschieht ihnen recht. Sie denken, sie sind einer Kugel ausgewichen, wenn sie in Wahrheit eine Chance verpasst haben. Sie glauben allen Ernstes, sie würden Trillionen an Stimmen verlieren dafür, dass sie sich die langsame Verbreitung von Bürgerrechten auf die Fahnen schreiben. Sei's drum. Komischerweise hat ihre Auszählung nie gezeigt, wie viel sie dadurch verlieren, dass sie kein Rückgrat haben. Sie können nicht verhindern, als die Schwulen-Partei beschimpft zu werden: Gesetze gegen Hass-Verbrechen, Anti-Vorurteils-Statuten, nicht zu vergessen dass fast alle gewählten Schwulen Demokraten zu sein scheinen. Aber sie haben immer noch die Gelegenheit, einen anderen Mantel anzulegen: die Partei, die einem loyalen Teil ihrer Basis den Rücken zukehrt. Allein dafür verdienen sie die Verluste, die sie sich einhandeln werden. Mit feige oder bigott bietet man den Leuten keine allzu große Wahl. Edmund Burke muss im Grab rotieren: manchmal, so scheint es, ist die einzige Voraussetzung dafür, dass der Triumph des Guten verhindert wird, dass schwache Menschen sich weigern, einfach die Klappe zu halten und sich hin zu setzen. 

© 2004 Daniel Patrick Welch. Nachdruck gestattet mit Nennung des Autors und Link zu danielpwelch.com. 

 

© 2003 Daniel Patrick Welch. Die Genehmigung zur Vervielfältigung wird erteilt.

Ubersetzung von Chris Hoffman

^  Top  ^


Welch lebt und schreibt in Salem, Massachusetts, USA, mit seiner Frau, Julia Nambalirwa-Lugudde. Zusammen leiten sie die The Greenhouse School. Er ist im Radio erschienen [Interview hier] Vorhergehende Artikel und Übersetzungen finden Sie unter danielpwelch.com. Einen Link auf Ihrer Seite würden wir begrüßen.