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Dieses Mal steht alles in Brand: 
Warum Kucinich der richtige Mann am richtigen Platz sein könnte

Daniel Patrick Welch

(6/03)

Kucinich könnte der einzige Mann sein, der diese Wahl gewinnen kann. Das klingt weit hergeholt, nicht wahr? Das wäre aber das, was die Briten das enttäuschte Denken der verrückten Linken nennen würden. Die US-Presse pflegt die ganze Angelegenheit zu ignorieren, natürlich bis das nicht mehr möglich ist. Das erscheint völlig verrückt. aber ist es das wirklich? Jedes feinhörige Ohr hat das vereitelte Interesse wahrgenommen, und zwar jedes Mal, wenn ein Mann die Courage hatte, über die verschiedenen Aspekte des entstehenden Faschismus zu sprechen, dem wir gegenüber stehen. Von Gores frühen Kommentaren, in denen er das Taboo, Bush zu kritisieren, brach, bis zu Byrds artikulierten Ausbrüchen haben die Mainstream-Politiker bei jedem Vorstoß einen dankbaren Aufschrei des Pöbels erlebt: je kühner desto besser.

Natürlich sind den politischen Parteien Politiker, die etwas in Bewegung setzten, noch nie bequem gewesen und der Bürgermeister von Cleveland bildet da keine Ausnahme. Aber andererseits leben wir nicht in normalen Zeiten und im politischen Spektrum -von Chomsky bis sagen wir Chenoweth - stünden die Leute schwer unter Druck, wenn sie behaupteten, dass die alten Regeln dieses Mal anwendbar sind. Mit Unterstützung positiver Beiträge von Chomsky, Studs Terkel, Ben Cohen von Ben and Jerrys, Lynn Woolsey des Progressive Caucus und mit linksliberalen Websites wie Democrats.com und  Citizens for Legitimate Government (Bürger für eine Legitime Regierung, überschritt die Kucinich campaign (Kucinich-Kampagne) überschritt er eine neue Schwelle, als er den zweiten Platz in der Moveon.org online primary -Bewegung belegte, was in der Online-Demokratie selbst eine faszinierende Errungenschaft darstellte.

In gerade einmal ein paar Tagen war das eine bemerkenswerte Aufwärtsbewegung und mit dem daraus resultierenden Eingang von bitter nötigem Cash ist es nur eine Frage der Zeit, bis die Leute anfangen, das zu wählen, was sie wirklich wollen. Es wird gemunkelt, dass Dennis der "Ich möchte aber..."-Kandidat der Leute ist. Doch alle bekannten Personen, die von Kucinich Kenntnis nahmen, sogar die, welche ihn offen übersehen oder implizit unterstützen, geben zu, dass er keine Chance hat.

Ich glaube, dass sie ihrem Mann nicht genug zutrauen. Meine Antwort an die, welche sagen, dass er nur gewinnen kann, wenn er das übliche Spiel spielt, ist die - und es erscheint mir ganz logisch, dass das der einzige Weg ist, um zu verlieren. Das Geld und die Medien werden immer die Rechte unterstützen - außer wir lernen, uns für Kucinich als Musterkandidaten zu erheben, eine Kampagne durchzuführen und die Wahl zu gewinnen. Sonst sind wir verloren. Was ist neu daran? Warum sollten US-Wahlen so etwas Besonderes sein. Sie sind mit die korrupteste und geldverseuchteste Angelegenheit der Welt.

Wir müssen irgendwo anders nach Modellen gucken und auf sportliches Verhalten der alten Schule setzen. Es ist nicht neu für progressive Populisten, gegen mit Geld reichlich gesponsorte Kandidaten anzutreten, welche die "einzige" Wahrheit und die Bevölkerung auf ihrer Seite haben. Warum sollte das ein zum Scheitern verurteilter Vorschlag sein? Lula hat es in Brazilien geschafft. Chavez schaffte es in Venezuela. Allende schaffte es in Chile, bevor der CIA ihn ausschaltete ... Es ist nicht nur möglich, sondern es könnte der einzige Weg zum Sieg sein, speziell während die Zeit fortschreitet und demographische Untersuchungen einem solchen Aufstand größere Chancen einräumen. Es ist immer noch Jacksons Modell: Wenn sie nicht neue Menschen in den Prozess mit einzubezieht und die wichtigsten Wahlbezirke mobilisiert, folgt die Linke selbstmörderisch dem Spielplan der Rechten und ignoriert die eigenen überwältigenden Kräfte. Die sich ergebende demokratische Mehrheit wird schon unser Verdienst sein, aber wir haben die Macht, sie noch auszudehen, indem wir die kommenden Generationen von Schwarzen, Latinos, Asiern und andere davon überzeugen, dass es uns nicht nur um eine größere Zahl von Stimmen, sondern um ihre Beteiligung geht. Die Rechte verfolgt verständlicherweise eine smarte Strategie und nur auf diese Weise kann sie gewinnen. Ihr ist es sogar gelungen, die meisten Demokraten dieser Strategie folgen zu lassen und das ist der einzige Weg, wie diese zu Verlieren werden könnten. 

Die letzte von den Demokraten geführte rebellische Kampagne war die von Jesse Jackson und die Zahlen sprechen noch für ihn. Bitte betrachten Sie dies Gleichung aus seinem Vortrag von 1984: (Es ist wirkliche eine großartige Rede. Ist es nicht unglaublich, was man online finden kann?

"Wenn eine sehr große Zahl von Schwarzen wählt, gewinnen die progressiven Weissen. Nur auf diese Weise können die progressiven Weissen gewinnen. Wenn eine große Zahl von Schwarzen wählt, gewinnen die Hispanos. Wenn Schwarze, Hispanos und progressive Weisse wählen, gewinnen Frauen. Wenn Frauen gewinnen, gewinnen Kinder. Wenn Frauen und Kinder gewinnen, gewinnen Arbeiter. Wir müssen alle zusammenhalten. Wir müssen zusammenhalten."

Diejenigen, welche glauben, dass eine Kampagne nie die Alarmglocken in den Machtzentralen läuten ließ, sollten sich nur an die Newsweek-Titelseite vier Jahre darauf erinnern, als Jackson im ersten Wahlgang in Michigan auf über 50% kam, indem er tausende afro-amerikanischer Jugendliche mobilisierte und bei ihrer ersten Wahlerfahrung für ihn stimmen ließ. Es wurde ein schmerzverzerrtes, erschreckendes Porträt von Jackson bei seiner eindringlichen Rede gezeichnet, wobei er auf gewisse Weise Hitler oder Sun Yung Moon ähnelte. Die nur aus einem Wort bestehende Titelzeile in großen gelben Buchstaben galt als Ermunterung und Ruf zu den Waffen: Jesse?! Offensichtlich war es der Moment, in dem das immer noch skeptische Establishment seinen Sieg in Erwägung zog und darüber nachdachte, was das bedeuten könne.

Die nüchternen Zahlen sehen wie folgt aus: Wenn Minderheitenwahlkreise dazu gebracht werden könnten, in proportionalen Zahlen und je nach den historischen Vorlieben zu stimmen, so würde ein populistischer Kandidat weniger als 40% der weißen Stimmen für eine Mehrheit brauchen. Das heißt in anderen Worten: In einer Wahl mit 100 Millionen Stimmen 12% Schwarze bei 90%, 12 % Latinos bei 65%, Asier bei 60%, weiße Frauen bei 53%... führen zu nur 25% weißen Männern. Bevor Sie den Taschenrechner hervorholen, sollten sie berücksichtigen, dass es sich nur um eine grobe Schätzung handelt. Diese Theroie besagt, dass durch wirkliche Mobilisierung der progressiven Massen ein Linksruck erzielt werden kann.

Das Problem dabei liegt in der Tatsache, das Kucinich kein Schwarzer ist, und es muss sich noch herausstellen, ob er die notwendigen Grundwahlkreise in ausreichender Zahl gewinnen kann. Jackson hatte ein spezielles Charisma, über das wohl Sharpton und Braun nicht im gleichen Ausmaß verfügten. Dabei geht es nicht nur im die Rasse, obwohl weisse Progressive das Generation für Generation behauptet haben. Der Unnterschied besteht darin, das die afro-amerikanische Gemeinschaft noch ein kohärentes politisches Bewußtsein hat: Man kann sich fast darauf verlassen, dass zum Wählen animierte Schwarze die Progressiven unterstützen. Von der entfremdeten weißen Wählerschaft kann man das nicht behaupten, denn sie wandert bisweilen in Rekordzahlen zu Kandidaten wie David Duke oder schlimmer ab.

Und diese Tendenzen ändern sich nicht so sehr wie wir anderseits vermuten könnten. Sonst würde die Rechten nicht so viel Geld darin investieren, diese Stimmen zu unterdrücken. Anekdoten geben ein anschauliches Beispiel hierfür. Eine meiner Latino-Freundinnen wurde vor kurzem eingebürgert und suchte meinen Ratschlag zur Wahl, weil wir oft über Politik diskutiert hatten. Einer ihrer Vorbehalte, sagte sie, sei es, dass sie für keinen Kanditaten stimmen könne, der die Abtreibung unterstütze. Ich ermahnte sie, dass angesichts ihrer anderen Meinungen sie mit dieser Meinung wahrscheinlich eine Ausflucht suchen und für einige Ideen stimmen würde, die sich doch sehr vehement ablehnte. Einige Zeit darauf wurde ihr klar, dass der rechte Flügel sie in Angst und Schrecken versetzte und sie war wütend über das, was si 2000 als GOP-Coup ansah, wobei sie trotz deren gegenteiliger Rechtsauffassung in Reproduktionsfragen die progressiven Kandidaten zu unterstützen dachte. Genauso garantierte in Kalifornia, Pete Wilson und die abstoßende GOP-Unterstützung der Anti-Immigrations-Gesetzgebung eine weitere Schmälerung dieser Gewinne. Und es kann nur noch schlimmer für die Rechte kommen, sobald die Linke erst richtig zu Leben erwacht. 

Sogar Weiße haben die Botschaft verstanden. Die Nation rannte im Mai Sturm, als sie Mogule aus dem früheren Silicon Valley fragte, ob sie ihre Meinung zur Notwendigkeit von Gewerkschaften, Begrenzungen der Macht von Großunternehmen o. ö. geändert hätten. 
Die Kucinich-Kampagne geht auf eine dieser Veränderungen ein, vielleicht mit etwas zuviel Hoffnung hinsichtlich der Dinge, die da kommen sollen (aber wer kann das schon wissen?). Ein unzufriedener Wähler, der nach 22 Jahren als Indeterminist zu den Demokraten gewechselt war, erklärte: "Endlich habe ich jemanden gefunden, für den ich stimmen kann. Danke, Dennis Kucinich!"

Der Wunsch nach Wahlen, die wirklich den Willen des Volkes wiederspiegeln, ist der Ursprung, von dem gleichzeitig radikal demokratische, anarcho-sozialistische, indeterministische und anarchistischen Ideen ausgehen. Eine größere Demokratie kann nur positiv sein. Wenn die Stimme des Volkes wirklich frei gehört würde, wären die Leute dann gegen solche Dinge wie die Erhöhung der Mindestlöhne? Die Bereitstellung von Gesundheitsfürsorge und Bildung? Die Einschränkung des Einflusses von Grossunternehmen und die Unterbindung der Einmischung der Regierung in das Privatleben? 

Das wirkliche Dilemma ist natürlich die Aufstellung eines menschenfreundlichen progressiven Programms, wobei die Demokratie wirklich kein grosser Renner ist. Der vom Geld versuchte und unternehmensfixierte "Prozess", den wir zu verdauen haben, hat wenig zu tun mit dem griechischen Ideal, auser wenn man berücksichtigt, dass Frauen, Sklaven und die Armen nicht daran teilhaben. Schon vor dem Ende der amerikanischen Apartheid war die Heucherlei der zu exportierenden "Demokratie" ein Fixpunkt des amerikanischen Weltbildes. Florida ist lediglich das letzte Kapitel in unserer nationalen Selbstverleugnung. Vielen wird es lächerlich erscheinen, zu denken, dass ein Wechsel im aktuellen System durch einen Kandidaten der Mehrheitspartei erreicht werden kann. Ohne strukturelle Änderungen wie porportionale Vertretung, sofortiges Wählen und andere Reformen, welche die Beteiligung unabhängiger und dritter Kanditaten ermöglichen, und die Abschafung des Wahlkollegs und anderer Formen der überspitzten Vertretung ist das Ziel schwerer zu erreichen und der Traum wird nicht Wirklichkeit. 

Es besteht aber keine Notwendigkeit, entweder den einen oder den anderen Weg zu wählen. Der Kampf findet jetzt statt und war noch nie so wichtig. Und Kucinich könnte der richtige Mann zur richtigen Zeit sein. Jackson zitierte in diesem Zusammenhang Lazarus und hätte es nicht besser ausdrücken können: "Gebt mir eure Müden, gebt mir eure Armen, ihr zusammengedrängten Massen, die ihr euch danach sehnt, frei zu atmen, und im nächsten November wird es einen Wechsel geben, weil eure Zeit gekommen ist!"

© 2003 Daniel Patrick Welch. Nachdruck gestattet
Ubersetzung von Sigrid Dohmen

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Welch lebt und schreibt in Salem, Massachusetts, USA, mit seiner Frau, Julia Nambalirwa-Lugudde. Zusammen sind sie verantwortlich für The Greenhouse School (Greenhouse-Schule). Vergangene Artikel sind Online erhältlich: Index auf Anfrage. Er erschien im Radio [Interview hier] und seine Beiträge wurden auch veröffentlicht: Diejenigen, die am Rebroadcasting der Audiobeiträge interessiert sind, mögen mit dem Autor Kontakt aufnehmen. Einige Beiträge sind in Spanisch oder Französisch erhältlich und andere Übersetzungen sind in Bearbeitung. (Hilfe bei der Übersetzung in andere Sprachen ist willkommen). Welch spricht einige Fremdsprachen und steht für Aufnahmen in Französisch, Deutsch, Russisch und Spanisch oder Telefoninterviews in der Zielsprache zur Verfügung. Siehe danielpwelch.com. Einen Link auf Ihrer Homepage würden wir begrüßen.